Dieses Video ist von vorne bis hinten … historisch. In einem Song, der die Fünfzigerjahre-Rock’n’Roll-Ikone Buddy Holly und die in den Sechzigern populär gewordene Darstellerin Mary Tyler Moore referenziert, schummelt sich die Band im von Spike Jonze inszenierten Musikvideo in die Siebzigerjahre-Sitcom Happy Days ein, die wiederum in den Fünfzigerjahren spielt, inklusive Originaldarstellern.
Der kulturelle Impact, den der eigentlich vergessen geglaubte Track durch die Internet- und Memekultur in den Zehnerjahren bekam, ist kaum zu unterschätzen. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich diese Kurzdoku von Vice anschauen. Oder einfach die mitreißenden Bilder des Unabhängigkeitsfeier-/ Silvestercountdowns 2016 in Helsinki genießen.
Michael Jackson – Black or White
Jetzt wird es trashig und bizarr. E‑Rotic waren eine erfolgreiche Eurodance-Gruppe in den mittleren Neunzigern, auch wenn die Musikrichtung damals noch basal Dancefloor hieß. Inhaltlich waren ihre Tracks reichlich schlüpfriger Natur – die Titel der Singles sagen schon alles: „Fred come to Bed“, „Fritz love my Tits“, „Sex on the Phone“, „Help me Dr. Dick“, „Willy use the Billy“ und so weiter. Diese Komponente machte die Musik seinerzeit für uns Pubertierende natürlich extrem interessant und brachte dem Projekt einigen Erfolg ein – inklusive Platzierungen auf den damals enorm wichtigen Bravo-Hits-Samplern.
Regie: Chris Cunningham, 1998
Regie: Jonathan Glazer, 1997
Regie: Philip Atwell und Dr. Dre, 1999
Wohl wegen der expliziten Bilder findet man das Video heute nicht auf YouTube, obwohl es seinerzeit unter anderem zwei MTV Video Awards gewann. Sind wir heute zu spröde für so krasse Bilder?
Darude – Sandstorm
Egal ob ihr’s damals miterlebt habt oder ihr Bildungslücken aufholen wollt: Hier ist unsere Liste der besondersten, bemerkenswertesten und brutalsten, kurz: der krassesten Musikvideos der Neunziger.
Madonna – Frozen
Eingezwängt zwischen den Stilsünden der 80er und der Filesharing-Revolution der 2000er waren die Neunziger die goldene Ära der Musik: Man gab noch Geld für CDs aus, Singles und Alben wurden millionenfach verkauft, Bands waren unberührbare Stars statt nahbarer (und sich selbst entzaubernde) Social-Media-Entitäten.
Weitere Highlights aus den vergangenen 25 Jahren Technik, Gaming und Kultur mit GIGA findet ihr hier:
Der popkulturelle Einfluss dieser Bewegung, die in Deutschland auch mit dem Comeback von Die Ärzte einherging, kann aber aus heutiger Sicht nicht mehr kleingeredet werden. Nicht nur, weil Offspring, Ärzte und Green Day drei Dekaden später den Status von Legenden haben. Nein, diese neue Spielrichtung von Punkrock nahm den zuweilen bedrückenden High-School-Alltag vieler Pubertierender aufs Korn und war für diese, gerade durch die hervorragende Produktion, ein erster Zugang zur Alternativkultur.
Regie: Jake Scott, 1993
So retro ist der Futurismus der Neunziger in diesem Fall gar nicht. Das fantastische Video von, wieder einmal, Chris Cunningham zeigt eine Björk-Maschine beim Robotersex und das sind einfach unfassbare Bilder. Andere, die dieses Video mochten, sahen auch: Westworld, Blade Runner, Wall‑E.
Fatboy Slim – Praise You
Der gewaltige Mainstream-Erfolg von „Nevermind“ erschütterte den schwer depressiven und drogensüchtigen Nirvana-Frontmann Kurt Cobain so sehr, dass das Nachfolge-Album „In Utero“ – das letzte Studioalbum vor Cobains Freitod – auf jede nur mögliche Art Erwartungen untergraben, provozieren und abstoßen sollte.
Nach all dem aufwühlenden Kunstkram hier mal was Niedliches: Die unglaubliche Reise der kleinen Milchtüte in Blurs „Coffee & TV“-Clip. Grandioses Video. Grandioser Song. Von einem grandiosen Album.
George Michael – Freedom
Eine Hommage an japanische Kaiju-Monsterfilme der 50er bis 70er. Trashig inszeniert – und gerade deswegen so großartig.
Nirvana – Heart-Shaped Box
Das Video zur Debütsingle „Max don’t have Sex with your Ex“ wurde aus Kostengründen in einem psychedelischen Comic-Stil erschaffen, was ironischerweise dazu führt, dass das Video auch heute noch Schauwert hat, vielleicht sogar als Kunst eingestuft werden darf.
Regie: Michel Gondry, 1999
Ein verwirrter, vermutlich obdachloser Mann taumelt einen Autotunnel entlang, wird angehupt, angefahren, sogar überfahren. Und doch und er steht immer wieder auf, um weiterzugehen. Eine starke Metapher – und das Ende … verrate ich nicht. Nur soviel: Zusammen mit der Stimme von Radiohead-Mastermind Thom Yorke ergibt sich hier ein hypnotisches und unglaublich kraftvolles Stück Videokunst, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht.
Gewisse Parallelen zum „Karma Police“-Video von Radiohead sind übrigens kein Zufall, denn …
Radiohead – Karma Police
Doch Planlosigkeit und geringes Budget waren nicht die einzigen Probleme: Aufgrund des beim Dreh überall aufgewirbelten Staubs fürchteten Band und Crew Asbestvergiftungen, die meisten Beteiligten trugen Papiermasken. Flint, der keine Maske trug, musste sich nach dem 12-Stunden-Dreh heftig übergeben. Eine Tour de Force unter krassesten Bedingungen – die eines der definierenden Musikvideos der Neunzigerjahre hervorbrachte.
Busta Rhymes ft. Janet Jackson – What’s It Gonna Be?!
Nick Cave hat Kylie Minogue umgebracht, die als Wasserleiche herumtümpelt wie in einem impressionistischen Gemälde; im Zwiegespräch erörtern die beiden nochmal ihre dezent dysfunktionale Liebesgeschichte. Das erinnert an ein impressionistisches Gemälde, ist auf eine morbide Weise aber auch sexy – so waren sie eben, die Neunziger. Nur der übertriebene Bloom-Effekt erinnert an The Elder Scrolls: Oblivion und wirkt darum nicht mehr ganz zeitgemäß.
Weitere Erwähnungen, ehrenhalber
Regie führte übrigens Spike Jonze, der mit Being John Malkovich, Adaptation und Her auch einige abgedrehte Kinofilme auf dem Konto hat.
E‑Rotic – Max Don’t Have Sex
Seine kongeniale Fortsetzung fand der Song dann in „The Real Slim Shady“, das 2000 noch einmal ähnlich austeilte und Eminems Status als einer der größten Rapper seiner Zeit begründete.
Jamiroquai – Virtual Insanity
Regie: Chris Cunningham, 1997
Regie: Jonas Åkerlund, 1997
Populär wird das Video nicht zuletzt deswegen, weil Microsoft ihn als Beispiel für die Multimediafähigkeiten seines neuen Betriebssystems auf die CD-ROM von Windows 1995 bannt. Song und Video sind entsprechend unsterbliche Evergreens.
The Offspring – Self Esteem
Nix Anna und Elsa – mit Henna an und dem Raben auf der Hand zelebriert Madonna im Video zu „Frozen“ ihre Ethno-Phase. Regie führte Chris Cunningham, von dem wir in dieser Liste noch öfter hören werden. Visuell herausragend und irgendwie „unsettling“.
The Verve – Bittersweet Symphony
Nathanial Hörnblowér (Adam Yauch), 1998
Ihr wolltet krasse Videos, ihr kriegt krasse Videos. Come to Daddy ist ein weiteres Meisterwerk von Chris Cunningham und einfach nur verstörend. Da kann man jetzt auch gar nichts mehr weiter sagen zu.
Regie: Hype Williams, 1999
Wenn du dir im Jahr 2023 ein Musikvideo von 1999 anschaust und dich fragst: Wie zum Henker haben die diese Übergänge hinbekommen?, dann hat Regisseur Michel Gondry (Eternal Sunshine of the Spotless Mind) wohl alles richtig gemacht. Ein surreales Meisterwerk, gesungen von Noel Gallagher (Oasis).
Nick Cave & The Bad Seeds feat. Kylie Minogue – Where the Wild Roses Grow
… für beide Musikvideos, sowohl Rabbit in Your Headlights als auch Karma Police, zeigte sich mit Jonathan Glazer derselbe Regisseur verantwortlich. Glazer sagte damals Indiewire:
„Ich betrachte ‚Karma Police‘ als kompletten Fehlschlag. Ich hatte mich entschieden, die Kamera sehr minimalistisch und subjektiv einzusetzen, wollte etwas Dramatisches und Hypnotisches aus einer einzigen Perspektive drehen. Das zu erreichen war sehr schwer. Für mich fühlt es sich so an, als ob ich es nicht geschafft habe. Das, was ich mit dem ‚Karma Police‘-Video umsetzen wollte, habe ich aber mit dem UNKLE-Video zu ‚Rabbid in your Headlights‘ geschafft. Es ist hundertprozentig ein Partner für ‚Karma Police‘, die Videos sind für mich ein Paar. Ich habe das UNKLE-Video aus dem Gefühl heraus umgesetzt, dass ich von einem rein handwerklichen Standpunkt aus zuvor sowohl emotional als auch dramatisch versagt hatte.“
Regie: Juuso „UZI“ Syrjä, 1999
Wer Britpop verstehen möchte, schaue dieses Video: Wie sich Richard Ashcroft am Anfang des Videos bereit macht wie für einen Marathon, nur um dann gesangsversunken und ohne Verlustrücksicht Passanten anflegelt, das ist schon ganz großes britisches Schnodderkino.
Nirvana – Smells like Teen Spirit
Ganz so schlimm ist Karma Police sicher nicht. Im Gegenteil: Auch dieses Video ist mehr als sehenswert.
Blur – Coffee & TV
Regie: Walter Stern, 1997
Schon das Cover (bei Amazon ansehen) war in Body-Horror-Ästhetik gehalten, Songs behandelten Themen wie Vergewaltigung (Rape me) und Abtreibung (Pennyroyal Tea). Das Video zur Debütsingle „Heart-Shaped Box“ schließlich verarbeitet in seinen Metaphern Cobains Abscheu gegenüber dem Christentum. Ganz schön krass, auch heute noch.
The Chemical Brothers – Let Forever Be
Wie krass es war, dass George Michael mit Linda Evangelista, Naomi Campbell und Cindy Crawford die Creme de la Creme der damals größten Supermodels in seinem „Freedom“-Video versammelte, ist jüngeren Generationen wahrscheinlich kaum noch zu vermitteln. Genauso wie die Tatsache, dass Rauchen damals noch cool war. Auch krass: David Fincher inszenierte das Video, einet der besten Regisseure aller Zeiten (Fight Club, Zodiac, The Social Network).
Mit dem Nevermind-Album – für viele die beste Platte der Neunziger – vereinten Nirvana Gegen- und Populärkultur. An diesem Widerspruch sollte Nirvana-Frontmann Kurt Cobain freilich nur wenige Jahre später zerbrechen. Song und Musikvideo zu Smells Like Teen Spirit tragen diesen Widerspruch in sich.
Regie: Spike Jonze, 1994
Die Neunziger waren auch die Hochphase der Musikvideos. Gesendet auf MTV, VIVA und anderen Sendern, waren wichtig für die Verkäufe. Je teurer und außergewöhnlicher die Bebilderung für die Hitsingles der Künstler, desto mehr Airplay gab’s und desto besser die Verkäufe. Inmitten der durchkalkulierten Musikvermarktung bot sich aber auch an vielen Stellen Raum für große Kunst, irre Geschichten und einprägsame Bilder.
Die Neunziger hatten natürlich noch mehr krasse Musikvideos. Wer Lust auf mehr zeitgenössische Videounterhaltung hat, sollte mal in unsere Longlist hineinschauen.
Enigma – Return to Innocence: Ein Menschenleben, erzählt im Rückwärtsgang. Durchaus ein bisschen tränendrüsig, aber toll.Die Ärzte – Ein Schwein namens Männer: Femme Fatale Lara Croft jagt die Chauvi-Band Die Ärzte. Aus Berlin.Foo Fighters – Everlong: Keine Ahnung, was hier passiert. Aber lustig, Dave Grohl mit dieser Punk-Friese zu sehen.Nine Inch Nails – Closer: Ein unangenehmes Video, insbesondere in der Grill-Saison.Cranberries – Zombie: Trotz der eher apolitischen Stimmung der 90er war dieser Anti-Kriegs-Song ein riesiger Hit. Wohl auch wegen des krassen Videos.Aqua – Barbie Girl: Die Dänen von Aqua machten sich über die US-Überpuppe lustig – was ihnen gleich mal eine Klage von Mattel einbrachte. Das ist Vergangenheit, im Trailer zum neuen Barbie-Film ertönt das Lied ganz offiziell – Aqua gehören also zum Lore.Soundgarden – Black Hole Sun: Apropos Barbie, in diesem Video wird eine gegrillt.Britney Spears – Hit me Baby One more Time: Neunziger geht’s nicht als in Britneys Schulmädchen-Report Debütsingle.
Das Video zu diesem herrlich melancholischen R.E.M.-Song spielt … in einem Stau. Auch ohne „Klima-Kleber“ würde das Video gut in die heutige Zeit passen.
Beastie Boys – Intergalactic
Junges Gen-Z-Gemüse, ihr macht euch ja kein Bild davon, wie groß Michael Jackson Anfang der Neunziger war. Das Video zu Black or White verkörpert den Status, den der King of Pop innehatte. Es bringt alles unter: Macaulay Culkin, eine Tour de Force um die Welt, (für die Zeit) atemberaubende CGI-Effekte, antirassistische Botschaften – und einen handfesten Skandal, mehr dazu in der Wikipedia.
Jugendkulturen definierten sich über die Musik, die sie hörten – oder auch nicht hörten („Alles, außer Techno und Kelly Family“). Von Pop bis Rock, von Eurodance bis Drum’n’Bass, von Schlager bis Hip-Hop – in keiner Dekade war die Populärmusik von einer solchen Bandbreite an Genres bestimmt. Und von deren Dekonstruktion: Waren Musikrichtungen Anfang der Neunziger noch klar definiert, flossen sie zum nahenden Millennium immer stärker ineinander über.
Irrer Nebenfakt: Die Premiere dieses Musikvideos wurde seinerzeit von einer halben Milliarde Menschen weltweit am TV verfolgt.
Björk – All is Full of Love
Regie: Hammer & Tongs, 1998
Fun Fact: Das Video teilt sich den Drehort mit vielen Szenen aus Kubricks Filmklassiker „Clockwork Orange“.
Prodigy – Smack my Bitch Up
Regie: Jonathan Glazer, 1996
Eminems Karriere begann 1999 mit dieser machtvollen Selbsteinführung. Sowohl der von Dr. Dre produzierte Song als auch das teils in Zwangsjacke inszenierte Video sind als Ansage an den damals noch popkulturell dominanten Gitarrenrock (Marilyn Manson) und Popmusik (Spice Girls) zu verstehen, als Kommentar zur Affäre von Bill Clinton und Monica Lewinsky, aber auch als Abrechnung mit dem eigenen perspektivlosen Heranwachsen. Ganz nebenbei führte Eminem auch ein Element in den US-Rap ein, das bis heute selten ist: Selbstironie.
Regie: John Landis, 1991
Regie: Chris Cunningham, 1999
Im Fahrwasser von Grunge hatte auch Punkrock eine Renaissance in den Neunzigern – auch wenn Bands wie The Offspring und Green Day seinerzeit von „echten“ Punkern damals noch als „Funpunk“, also eine Schulhof-Version der „reinen Lehre“ verspottet wurden.
Regie: Spike Jonze, 1998
Regie: Samuel Bayer, 1991
Regie: Anton Corbijn, 1993
Regie: Hartcore, 1994
Musikvideos hatten ihren Höhepunkt in der Dekade, in der auch GIGA das Licht der Welt erblickte: den Neunzigerjahren. Anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums präsentieren wir euch eine Liste der – in jeder Hinsicht – krassesten Werke.
Das Musikvideo zu Self Esteem schlägt ästhetisch in eine ähnliche Kerbe wie „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana: Kraftvoll trotz Low-Budget-Ästhetik, mit einprägsamen Bildern wie der Röntgenaufnahme des Sängers Dexter Holland, die auch auf dem Album-Cover landete (bei Amazon ansehen). Eingeflochten sind Sequenzen, die Stuntman-Legende Evil Knievel zeigen und Bilder von rebellischen Jugendlichen. Kontext? Egal. Es ging ums Fuck-You-All-Lebensgefühl. Missionsziel erreicht, würde ich sagen.
The Prodigy – Firestarter
Content-Warnung: Sekundäre Geschlechtsorgane, NSFW. Ihr wurdet gewarnt.
UNKLE feat. Thom Yorke – Rabbid in your Headlights
Norman Cook, besser als Fatboy Slim bekannt, hat als Papa der Big-Beat-Bewegung einen der massenkompatibelsten Dance-Trends der Neunziger mit zu verantworten. Das Video zu „Praise You“ ist in seiner Lo-Fi-Machart aber ein genialer Kontrapunkt zur Gigantomanie der Neunziger-Videokultur und ein weiterer Beleg dafür, dass in dieser Dekade in Sachen Musikvideo praktisch alles möglich war. Falls ihr euch immer mal gefragt habt, wie es aussieht, wenn man mit einer Laien-Truppe einen tanz-Flashmob in einem Einkaufszentrum durchführt – bitte sehr.
Regie: Darren Lavett, 1994
Die Neunziger waren das Jahrzehnt, in dem Rap und Hip-Hop erwachsen wurden. Erwachsen heißt in dem Zusammenhang: glattpoliert, durchkommerzialisiert und sexualisiert. In der zweiten Hälfte der Neunziger zeigte sich das in immer teureren und immer stärker von CGI-Effekten dominierten Musikvideos. Exemplarisch sei das Feature „What’s It Gonna Be?!“ von Busta Rhymes und Janet Jackson genannt. Das zeigte Effekte, die man nur wenige Jahre früher ausschließlich aus Millionen-Produktionen wie Terminator 2 kannte. Ein Vorbote für die Dominanz von Hip-Hop in der Jugend- und Populärkultur der Nullerjahre.
Eminem – My Name Is
Übrigens: Robbie Williams startete 1997 mit einer Coverversion von „Freedom“ seine Solokarriere nach dem Ausstieg bei Take That. Auch der Song konnte also was.
Weezer – Buddy Holly
Jeder kennt Sandstorm. Selbst wer nichts mit elektronischer Musik anfangen kann, muss die reine Energie anerkennen, die der Song enthält und die auch von dem Musikvideo gestützt wird. Etwas cheesy ist diese Verfolgungsjagd durch die finnische Hauptstadt ja schon, eine, ähm, preiswerte Version von „Bourne Identität“ und „Lola Rennt“. Aber das Video in Verbindung mit dem Track macht einfach Spaß – und Spaß ist dann ja auch die popkulturelle Essenz der Neunziger.
Mit dem verbliebenen Budget von gerade einmal 20.000 Pfund musste der neu hinzugezogene Regisseur Walter Stern im stillgelegten U-Bahn-Tunnel in der Londoner Aldwych Station unter absoluten Low-Budget-Bedingungen drehen. Weil die farbliche Bearbeitung zu teuer gewesen wäre, wurde das Video Schwarzweiß gemastert. Keith Flint wusste nicht, was er zum Dreh tragen sollte, also kaufte er sich kurz zuvor in einem Second-Hand-Laden den bekannten USA-Jumper – für ganze 5 Pfund.
Regie: David Fincher, 1991
Die Neunzigerjahre zelebrierten den hedonistischen Exzess und Rauschmittel-Abusus nicht nur in Filmen (Trainspotting, Human Traffic, Fear & Loathing in Las Vegas, Half Baked, …), sondern auch in diesem Musikvideos. Ego-Perspektive, Ego-Trip – „Smack My Bitch Up“ attackiert Geschmacksgrenzen.
Muss hier Text hin? Okay. So smooth wie Jay Kay im Video zu dieser Hymne wollten alle in den Neunzigern über Boden und Wände schlittern können. Aber was sollte nur dieser Hut?
R.E.M. – Everybody Hurts
In den Neunzigern waren Supermodels noch nicht durch Casting-Shows entzaubert. Vom Nimbus des Trendsettertums, der High Society und der Unerreichbarkeit umgeben, himmelte die ganze Welt sie als Stars an.
Einerseits roh und energetisch, ein Abgesang auf die oberflächliche High-School-Kultur der USA, auf der anderen Seite extrem gut, vielleicht sogar zu gut produziert. Die Energie der Band, des Songs und des Videos spürt man auch heute noch – dass hier in gerade mal 4 Minuten und 38 Sekunden eine Jugendkultur begründet wurde, die bis heute nachwirkt, dürfte niemanden überraschen.
Aphex Twin – Come to Daddy
Regie: Walter Stern, 1996
Regie: Jonathan Glazer, 1998
Regie: Rocky Schenck, 1995
Die erste Single von The Prodigys wegweisendem Album „The Fat of the Land“ hatte bereits ein fertig produziertes, 100.000 Pfund teures Musikvideo. Problem: Der Clip funktionierte in den Augen von Band-Mastermind Liam Howlett einfach nicht. Also musste ein neuer her.